Kapitel 5: Katharina Belgica von Oranien, Gräfin von Nassau, und Philipp Ludwig II., Graf von Hanau-Münzenberg
Überzeugte Calvinistin und Regentin
Wilhelm von Oranien und Charlotte von Bourbon hatten sechs Töchter, drei von ihnen schlossen mit deutschen Partnern den Bund fürs Leben: Luise Juliana (voriges Kapitel), Katharina Belgica (1578–1648) und Emilia Antwerpiana (nächstes Kapitel). Ihre Namen sind vielsagend: Juliana erinnert an Juliana zu Stolberg (Kapitel 1), die Namen der übrigen fünf Töchter – Elisabeth, Katharina Belgica, Charlotte Flandrina, Charlotte Brabantina und Emilia Antwerpiana – wurden aus politischen oder finanziellen Gründen gewählt.
Elisabeth wurde nach der englischen Königin Elisabeth I. genannt, die den Oranierprinzen unterstützte. Die Namensgebung der anderen vier stärkte die Beziehungen mit den Südlichen Niederlanden und brachte Geld und Kostbarkeiten ein, denn die so geehrten Städte und Provinzen machten ihren Namensträgern in der Regel eine Jahresrente, Juwelen oder ein wertvolles Kunstwerk zum Geschenk. Katharina Belgica ist zudem nach ihrer Patentante, Katharina von Nassau-Dillenburg, der Schwester ihres Vaters, benannt. Der Name der gegenwärtigen Kronprinzessin, Catharina-Amalia, verweist auf diese beiden Katharinas.
Die Patentante Katharina von Nassau-Dillenburg war mit dem thüringischen Grafen Günther XLI. von Schwarzburg-Arnstadt vermählt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos, und so holte sie die mit vier Jahren zur Waise gewordene Katharina Belgica nach Arnstadt und zog sie dort auf. Auch bei der Vernunftehe ihrer Nichte mit Philipp Ludwig II. (1576–1612), Graf von Hanau-Münzenberg, spielte sie eine Rolle: bei der Eheschließung 1596 auf dem Stammschloss der Nassauer in Dillenburg unterzeichnete Katharina die Heiratsurkunde als Trauzeugin. In den folgenden fünfzehn Jahren brachte Katharina Belgica zehn Kinder zur Welt, was in der damaligen Zeit keine ungewöhnliche Anzahl war.
Philipp Ludwig wollte, unterstützt von seiner Frau Katharina Belgica, aus seiner bis dahin lutherischen eine calvinistische Grafschaft machen — gegen den ausdrücklichen Willen vieler seiner Untertanen (damals ungefähr 5000 Familien). Es kam sogar zu einer Art Bildersturm. Viele, zum Teil aus dem Mittelalter stammende, Skulpturen und andere Kunstwerke wurden aus Hanauer Gotteshäusern entfernt und zum Teil an katholische Fürstentümer verkauft. Die Grafschaft Hanau-Münzenberg wurde zum Zufluchtsort für protestantische Flüchtlinge. Unter diesen Immigranten waren reiche Kaufleute und Kunsthandwerker wie Gold- und Silberschmiede, Feinmaler und Fayencenmacher, die der Grafschaft eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte bescherten. Auch Juden fühlten sich hier sicher; 1603 hatte Philipp Ludwig ihnen das Niederlassungsrecht erteilt.
1612 starb Graf Philipp Ludwig mit 35 Jahren. Katharina Belgica wurde daraufhin Regentin für den erst siebenjährigen Erbfolger Philipp Moritz. 1622 erreichte der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) auch die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Die katholischen Truppen besetzten das protestantische Hanau, und die gläubige Calvinistin Katharina Belgica flüchtete zu ihrer oranischen Verwandtschaft nach Den Haag, wo sie 1648 starb. Ihr Leben war stark geprägt von den zerstörerischen Religionskriegen, die das damalige Europa beherrschten.
Reinildis van Ditzhuyzen, Februar 2016
Literatur
- B. Bott: »Ein Kinderbild der Gräfin Catharina Belgica von Hanau-Münzenberg, geborene Prinzessin von Oranien, von Daniel van den Queecborne«, in: Hanauer Geschichtsblätter, 1965, S. 279–292
- Ditzhuyzen
- R. E. O. Ekkart: »Een portretreeks uit de tweede helft van de zestiende eeuw. Daniel van de Queeborn als portrettist van Willem de Zwijger en zijn gezin« (Eine Porträtreihe aus der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Daniel van de Queeborn als Porträtist Wilhelms des Schweigers und seiner Familie), in: Jaarboek Vereniging Oranje-Nassau Museum (Jahrbuch des Vereins Oranien-Nassau-Museum), 1982, S. 17–34
- Matty Klatter: Catharina Belgica van Oranje (Katharina Belgica von Oranien), in: Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland (Digitales Frauenlexikon der Niederlande), URL: http://resources.huygens.knaw.nl/vrouwenlexicon/lemmata/data/CatharinaBelgica (abgerufen am 13.01.2014)
- C. A. Tamse (Hrsg.): Willem van Oranje en Zeeland (Wilhelm von Oranien und Seeland), Den Haag 2012 (Prins Willem de Eerste Herinneringsstichting)
- Jean-Luc Tulot (Hrsg.): Correspondance de Catherine-Belgie de Nassau comtesse de Hanau (Korrespondenz der Katharina Belgica von Nassau, Gräfin von Hanau), daraus 5 Briefe, URL: http://pagesperso-orange.fr/jeanluc.tulot/CatharinaBelgicadeNassau.pdf (abgerufen am 17.02.2009)

Katharina Belgica mit ihrer Mutter Charlotte von Bourbon (links) und ihren fünf Schwestern. Bronzerelief (2011) von Jet Schepp und Lucie Nijland nach Kinderporträts von Daniel van den Queeckborne (um 1580/82); Säulengalerie beim Prinzenquartier in der Abtei in Middelburg (heute Repräsentationssaal der Provinzregierung)