Kapitel 3: Maria von Oranien-Nassau und Graf Philipp von Hohenlohe-Neuenstein

Im Rittersaal des Hohenloher-Schlosses Neuenstein, unweit von Heilbronn, steht eine eindrucksvolle Prunkschale aus dem Jahr 1600. In Deckel und Boden der Schale ist die spannende Geschichte der Eroberung der Stadt Breda dargestellt. Jene sensationelle Kriegslist zählt zu den bekanntesten Ereignissen des Achtzigjährigen Kriegs (1568–1648). Versteckt in einem Lastschiff, mit dem regelmäßig Torf in die Stadt transportiert wurde, gelangten im Jahr 1590 siebzig Soldaten in das von den Spaniern besetzte Breda. Diese überfielen die spanischen Besatzer, woraufhin Moritz von Oranien die Stadt befreien konnte.

Wie aber kam dieses kostbare Kunstwerk nun in das Städtchen Neuenstein, seit Jahrhunderten bereits Sitz der Familie Hohenlohe? Ganz einfach: durch die Heirat zwischen Moritz’ Schwester Maria von Oranien-Nassau (1556–1616) und Philipp von Hohenlohe (1550–1606). Letzterer wohnte lange Zeit im Palais Noordeinde in Den Haag und kämpfte seit 1575 als Feldherr im aufständischen Heer von Marias Vater, Prinz Wilhelm I. von Oranien (damals gab es noch keine nationalen Heere). Maria wollte den deutschen Grafen bereits als junges Mädchen heiraten, Geldprobleme verhinderten jedoch ihre Vermählung. Erst 1595, an ihrem 39. Geburtstag, ging Maria den Ehebund mit Philipp ein, diesem unerschrockenen, ja fast schon tollkühnen Haudegen, der dem Alkohol nur allzu sehr zugetan war.

Zehn Jahre nach der spektakulären Eroberung Bredas, im Jahr 1600, gab der Magistrat die Prunkschale bei dem örtlichen Goldschmied Elias Marcus in Auftrag – zum Dank dafür, dass Philipp der Stadt ihre Kriegsschulden erlassen hatte wie auch dafür, dass er 1590 als erster mit seinen Truppen, alsbald gefolgt von Moritz, in die Stadt eingerückt war.

Die Ehe zwischen Philipp und Maria blieb kinderlos. Allerdings adoptierten sie ein deutsches Kind: die Gräfin Margrita von Falckenstein, möglicherweise eine illegitime Tochter Philipps.

Nicht nur die kostbare Prunkschale erinnert an Maria und Philipp – im nahegelegenen Öhringen, einer weiteren Residenz der Hohenloher, kann man in der evangelischen Stiftskirche das imposante Grabmal dieses deutsch-niederländischen Paares bewundern. Um die Eheleute herum sind verschiedene Ereignisse abgebildet, hauptsächlich Schlachten, die der tapfere Graf geschlagen hatte. Nach seinem Tod begleitete Maria persönlich die Überführung seines Leichnams von den Niederlanden nach Öhringen, wo er in der Familiengruft bestattet wurde. Sie selbst wurde dort nicht beigesetzt. Maria Prinzessin von Oranien und Gräfin von Büren fand ihre letzte Ruhestätte in der nassauischen Familiengruft in Büren.

Reinildis van Ditzhuyzen, Dezember 2015

Literatur

  • Ditzhuyzen, 2015
  • S. Groenveld, H.L.Ph. Leeuwenberg (Hrsg.): De Tachtigjarige Oorlog. Opstand en consolidatie in de Nederlanden (ca. 1560–1650) (Der Achtzigjährige Krieg. Aufstand und Konsolidierung in den Niederlanden), Zutphen 2012, S. 134 f.
  • Emerentia van Heuven-van Nes (Hrsg.): Monumenten voor Nassau en Oranje (Denkmäler für Nassau und Oranien), Rotterdam 2004, S. 44 f. und S. 78–80
  • Constantin Prinz zu Hohenlohe: Schloss Neuenstein und sein Museum. DKV-Kunstführer, München 2001
  • P.W. Stuij: Het leven van Philipp van Hohenlohe (Das Leben Philipps von Hohenlohe), Terneuzen 2007
  • Erik Swart: »Maria Prinses van Oranje«, in: Digitaal Vrouwenlexikon van Nederland (Digitales Frauenlexikon der Niederlande), 2014, http://resources.huygens.knaw.nl/vrouwenlexicon/lemmata/data/mariavannassau
  • M.C. van Zeggelen: Maria van Oranje (Maria von Oranien), Amsterdam 1947 (biographischer Roman)
Schale von Breda von Elias Marcus, um 1590, Hohenlohe-Museum, Schloss Neuenstein
Abbildung: ©H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Spektakuläre Prunkschale, 61 cm hoch, Hohenlohe-Museum, Schloss Neuenstein

Grabmal Philipp v. Hohenlohe - Maria v. Oranien
Abbildung: ©Peter Schmelzle / https://de.wikipedia.org/wiki/Stiftskirche_%C3%96hringen#/media/File:Oehringen-stiftsk-hohen1.jpg

Grabmal des Grafen Philipp von Hohenlohe-Neuenstein, abgebildet mit seiner Frau Maria (gut 6 m hoch, Stiftskirche Öhringen, Michael Kern, 1606