Kapitel 26: Heinrich Prinz von Oranien-Nassau und Amalia Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach bzw. Marie Prinzessin von Preußen

Zu Lebzeiten beliebt, heute fast unbekannt

Heinrich, Amalia, Marie – wer erinnert sich noch an diese Namen? Dabei verdienen diese drei Mitglieder des niederländischen Königshauses durchaus unser Interesse. Heinrich (1820–1879) und Amalia (1830–1872) schon ganz und gar – sie erfreuen sich zu Lebzeiten so großer Achtung und Beliebtheit, dass sie beide von ihrem dankbaren Volk mit einem eigenen Denkmal geehrt werden.

Seefahrer

Heinrich, der auch »der Seefahrer« genannt wird, Sohn König Wilhelms II., dient lange bei der Königlichen Marine und kommandiert verschiedene Schiffe und Geschwader. Er nimmt seine Aufgabe als Marineoffizier sehr ernst. Ein Admiral beschreibt ihn damals als einen Mann, »dessen Ruhe, Entschlossenheit und Vertrauen allzeit als Vorbild dienen kann«. Heinrich ist der einzige Oranier, der jemals Niederländisch-Indien, das heutige Indonesien, besucht hat. 1870 zählt er zu den Gründern der Amsterdamer Reederei Stoomvaart-Maatschappij-Nederland, der späteren Nedlloyd.

Es verwundert daher nicht, dass man Heinrich nach seinem Tod mit einem Denkmal ehren möchte. Es wird Geld gesammelt, und am 13. Juni 1885, also an Heinrichs Geburtstag, kann die Skulptur »Das dankbare Amsterdam« enthüllt werden, und zwar an der nach ihm benannten Prins-Hendrikkade, denn »dort werden die Dampfschiffe der Maatschappij Nederland ihrem Gründer beim Flaggensalut zuwinken«.

Prinzessin Heinrich

Seit 1850 ist Heinrich im Auftrag seines Bruders, König Wilhelms III., auch Statthalter von Luxemburg, das damals noch unter niederländischer Verwaltung steht; er wohnt abwechselnd in den Niederlanden und Luxemburg. 1853 heiratet er im herzoglichen Schloss zu Weimar Amalia, eine gebildete Prinzessin, die Fremdsprachen spricht und sich sehr für Theater, Bücher und Musik interessiert. Als Gemahlin des Statthalters unterstützt sie Heinrich bei der Erfüllung seiner Aufgaben, begleitet ihn auf Reisen und bei Besuchen und tut sich, wie es von Fürstengattinnen erwartet wird, auf dem Felde der Wohltätigkeit hervor.

Amalia ist dadurch in Luxemburg sehr beliebt, so sehr sogar, dass die Luxemburger nach ihrem Tod nicht nur eine Straße und einen Park nach ihr benennen, sondern sie auch mit einem Denkmal verewigen. Darauf ist der – wie manche meinen, frauenfeindliche – Text zu lesen: »A la princesse Henri des Pays-Bas 1830–1872«. Amalia wurde, wie es damals eben üblich war, nicht als Prinzessin Amalia, sondern nach ihrem Mann als »Prinzessin Heinrich« bezeichnet. Einige Luxemburger wollen erreichen, dass Amalias Name nachträglich auf dem Denkmal ergänzt wird. 2014 wurde in Luxemburg eine Prinzessin Amalia geboren, Enkelin des heutigen Großherzogs Henri (benannt nach Prinz Heinrich), die den dritten Platz in der Thronfolge einnimmt.

Jung geheiratet, jung gestorben

Das Statthalterpaar Heinrich und Amalia führt eine gute Ehe. Beide sind häuslich und lieben die Geselligkeit, aber eigene Kinder sind ihnen nicht vergönnt. Das ist besorgniserregend, denn dadurch droht die Oranierdynastie auszusterben. Deshalb schließen sowohl Heinrichs Bruder, König Wilhelm III., als auch er selbst ein zweites Mal die Ehe, beide erneut mit deutschen Prinzessinnen. Heinrichs Auserwählte, die Hohenzollern-Prinzessin Marie (1855–1888), ist 22 Jahre alt, Heinrich 58. Doch die Hoffnung war von kurzer Dauer: kaum vier Monate nach der Hochzeit im riesigen Neuen Palais in Potsdam und der euphorischen Begrüßung des Paares in den Niederlanden stirbt Prinz Heinrich – kinderlos.

Sechs Jahre später, 1885, heiratet Marie Prinz Albert von Sachsen-Altenburg. Mit ihm bewohnt sie – Ironie der Geschichte – das prächtige Palais Albrechtsberg bei Dresden, das vom Exmann von Prinzessin Marianne (Kapitel 24) erbaut worden war. Doch schon 1888 stirbt sie, gerade mal 32 Jahre alt, im Wochenbett nach der Geburt ihrer zweiten Tochter. Ihr Witwer gibt dem Kind ihren Namen: Marie.

Reinildis van Ditzhuyzen, November 2017

Literatur

  • Ph. Bosscher et al.: Prins Hendrik de Zeevaarder. Een leven naast de troon (Prinz Heinrich der Seefahrer. Ein Leben neben dem Thron), Naarden 1975
  • Ditzhuyzen
  • Katrientje Huyssen van Kattendijke (Hrsg.): Met Prins Hendrik naar de Oost: De reis van W.J.C. Huyssen van Kattendijke naar Nederlands-Indië (Mit Prinz Heinrich in den Orient: Die Reise von W.J.C. Huyssen van Kattendijke nach Niederländisch-Indien), Zutphen 2004
  • Mieke van Leeuwen-Canneman: Amalia van Saksen-Weimar (Amalia von Sachsen-Weimar), in: Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland (Digitales Frauenlexikon der Niederlande) http://resources.huygens.knaw.nl/vrouwenlexicon/lemmata/data/AmaliavanSaksenWeimar
Prins Hendrik

Prinz Heinrich mit seinem für die damalige Zeit typischen Backenbart.

Prinses Amalia

Statue der »Prinzessin Heinrich« alias Prinzessin Amalia aus dem Jahr 1876 im Stadtpark von Luxemburg.

Neues Palais Potsdam
Abbildung: ©SPSG NeuesPalais MichaelLueder / https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/neues-palais/

Neues Palais, Potsdam: In diesem glanzvollen Barockschloss heiratet Prinzessin Marie den über dreißig Jahre älteren Witwer Prinz Heinrich.

Prinses Maria en Prins Hendrik

Prinzessin Marie und Prinz Heinrich.